Sonntag, 7. Februar 2010

Wie man das bedingungslose Grundeinkommen einführen könnte

Der Übergang vom jetzigen System zu dem im vorigen Post beschriebenen linearen Umverteilungssystem könnte wie folgt erfolgen:
Das bisherige System von Sozialhilfe und ALG 2 bleibt zunächst erhalten, es deckt den Differenzbetrag des (von den Lebensumständen abhängigen) Lebensbedarfs zum (zunächst niedrigen) Grundeinkommen.
Der lineare Umverteilung wird zwischen die bisherige Besteuerung und die bisherige evtl.staatliche Unterstützung zwischengeschaltet. Dabei wählt man den Abgabensatz a und das Grundeinkommen G zunächst niedrig und steigert die Werte allmählich. So ergibt sich ein sanfter Übergang zum neuen System. Die übrigen Einkommenssteuern werden entsprechend verringert, um allmählich zu der einfachen linearen Besteuerung überzugehen (falls dies erwünscht ist). Da der Abgabensatz einkommensunabhängig ist, kann man die Umverteilungsabgabe statt als Einkommensteuer auch als Mehrwertsteuer erheben.
Mit steigendem G werden immer weniger Menschen auf die bisherigen Sozialleistungen angewiesen sein.
(Für Kinder wird übrigens ein eigenes, altersabhängiges Grundeinkommen bezahlt.)
Bei dieser schrittweisen Einführung sieht man dann auch, inwieweit die Arbeitsmotivation abnimmt, also wie B von G und a abhängt, so dass man den optimalen Wert finden kann.

Samstag, 6. Februar 2010

Das Sozialstaatsprinzip / Grundeinkommen

Wir wollen uns hier Gedanken machen, wie der Staat ein Grundeinkommen sicherstellen kann.
In einem Sozialstaat sollen die Grundbedürfnisse – Nahrung, Wohnung, Kleidung usw. – jedes Bürgers erfüllt werden. Da nicht jeder genug verdient, um dies selbst zu finanzieren, muss der Staat (durch Steuern und Hilfszahlungen für Bedürftige) Einkommen umverteilen.

Da wir hier nur diese soziale Umverteilung betrachten, trennen wir die Umverteilungsabgabe von den sonstigen Steuern ab.
Wir nehmen an, die Bürger seien von 1 bis n durchnummeriert.
Sei Bi das Einkommen des Bürgers i (nach Abzug von Sozialversicherung und der sonstigen Steuern) vor der Umverteilung, Ni das nach der Umverteilung.
Wir setzen hier ein besonders einfaches Umverteilungssystem voraus, in dem Ni linear von Bi abhängt:
Ni=G+(1-a)Bi,
mit 0≤a≤1 und G≥0. G ist das (bedingungslose) Grundeinkommen, a der Umverteilungsabgabensatz.
Der Staat zahlt ∑(Ni-Bi)=nG-a∑Bi (Summe über i von 1 bis n). Sei B=∑Bi.

Da die Umverteilung sich selbst finanzieren soll, ist im Idealfall nG=aB.
Da G und a zuerst festgesetzt werden, bevor B bekannt ist, ist dies nicht immer exakt zu erreichen. Die Differenz wird über Schulden finanziert, bzw. Schulden zurückgezahlt, wenn die Differenz negativ ist.
Da der Staat keine langfristigen Schulden für die Umverteilung machen soll, muss nG-aB im langjährigen Mittel 0 sein.
Je höher G und a sind, desto geringer ist die Motivation zu arbeiten. Je weniger die Menschen arbeiten, desto geringer wird auch das Gesamteinkommen B ausfallen. Also hängt B von G und a ab. (Für kleine G kann B auch mit wachsendem G wachsen wegen der höheren Nachfrage.)
Idealerweise wäre G so zu wählen dass nG=aB.
(Wenn man annimmt, dass B stetig von G abhängt, existiert ein solches G, da die rechte Seite für G=0 positiv ist und mit wachsendem G sinkt.)
Die Lösung G hängt von a ab. Im optimalen Sozialstaat sollte a so gewählt werden, dass G maximal ist, so dass die Ärmsten möglichst gut versorgt sind. Zumindest sollte G den Lebensunterhalt sicherstellen.
Da nicht klar ist, wie B genau von G und a abhängt, müsste der Idealwert von a durch Probieren verschiedener Werte angenähert werden.

Mittwoch, 3. Februar 2010

Körperempfindungen sind wichtig für sinnvolle Entscheidungen

Ich hab gerade das Buch "Descartes' Irrtum" von A.Damasio (einem Neurologen) gelesen. Was ich daran interessant und verständlich fand, hier kurz zusammengefasst:
Bei Patienten mit einem Schaden an einer bestimmten Stelle des Gehirns, dem präfrontalen Cortex, funktioniert auf den ersten Blick gesehen noch alles, Sprache, Gedächtnis, logisches Denken usw. Aber sie reagieren nicht mehr gefühlsmäßig auf vorgestellte Ereignisse, und kommen mit dem Leben nicht mehr zurecht; sie können keine sinnvollen Lebensentscheidungen mehr treffen. (Der bekannteste Fall ist Phineas Gage.)
Damasio vermutet, dass dieser Gehirnbereich dafür zuständig ist, Vorstellungen mit Körperempfindungen zu verknüpfen. Ohne diese Verknüpfung kann der Patient nicht mehr entscheiden, welche Handlung sich richtig anfühlt. Zwar kann er noch rational die Vor- und Nachteile abwägen, aber Lebenssituationen sind viel zu unübersichtlich, um allein mit dem Verstand entscheiden zu können.

Auch manche Psychotherapeuten und spirituellen Lehrer betonen die Wichtigkeit von Körperempfindungen.
Beim Focusing nach Eugene Gendlin wird die Körperempfindung, die im Zusammenhang mit einem Problem o.ä. auftritt, Felt Sense genannt.
Safi Nidiaye nennt ihre Methode körperzentrierte Herzensarbeit.
Auch Samarpans Methode ist ähnlich.
Dabei wird jeweils die Aufmerksamkeit - so sanft und liebevoll wie möglich - für einige Zeit auf die Körperempfindung gerichtet. Evtl. wird sie mit Worten beschrieben (z.B. eng, dunkel, Wut, Angst) und/oder gefragt, was sie braucht (z.B. Annahme, Erlaubnis).
Die Empfindung ändert sich dann, es entspannt sich etwas, und in der Folge verhält man sich auch anders.
Denn die für Entscheidungen wichtigen Bewertungen von Situationen sind als Körperempfindungen gespeichert. Ändern sich diese Körperempfindungen, ändert sich auch das Verhalten.
Nachdenken dagegen hilft bei psychischen Problemen nicht.